Bereits in der dritten Fundgrube (hier) wurde auf Zivilisationskrankheiten verwiesen. Auch jetzt schauen wir wieder auf ernährungsbedingte Krankheiten. Bei Adipositas (Fettleibigkeit) handelt es sich jedoch um eine Erscheinung, die erst seit 50 Jahren gehäuft auftritt. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe sich der Anteil übergewichtiger Menschen seit 1975 fast verdoppelt. Mit einem über 60 prozentigen Anteil übergewichtiger Menschen kämpft vor allem die angloamerikanische Welt, überraschenderweise auch nordafrikanische Staaten und Saudi-Arabien. In Deutschland beträgt der Anteil von Erwachsenen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von über 25 (und damit als übergewichtig zählend) fast 57 Prozent und fügt sich somit nahtlos ins europäische Mittel ein.

Die größten Zuwächse an Übergewichtigen verzeichnet derweil der südostasiatische Raum. So stieg ihr Anteil in Vietnam um 44 Prozent. In Thailand, Laos und Indonesien sind die Zuwächse vergleichbar, wie der Spiegel aufführt.

Die Ursachen sind klar: zu wenig (körperliche) Ertüchtigung und falsche Ernährung. Konsumänderungen hinterlassen sichtbare Spuren, wie bspw. in Indien, wo der (Geflügel-) Fleischkonsum enorm ansteigt oder auch in unserer westlichen Hemisphäre durch sogenannte Convenience-Produkte.


Mit Beginn diesen Jahres ist die betäubungslose Kastration von Ferkeln gesetzlich untersagt. Der Gesetzgeber handelte, nachdem das Thema schon einige Jahre aufsehen erregte. Es solle ein Mehr an Tierwohl garantiert werden. Auch der Konsum von Schweinefleisch sinkt in der Bundesrepublik. So reduzierte sich der Pro-Kopf-Anteil von 40,2 Kilogramm pro Jahr in 1994 auf rund 34 Kilogramm im Jahr 2019. Doch am grundsätzlichen System der Mastschweinehaltung ändert das wenig, denn die Produktion läuft weiterhin auf Hochtouren. Wofür auf dem deutschen Markt weniger Nachfrage besteht, das wird exportiert. Die Zeit bezifferte die Ausfuhr von Schweinefleisch im Jahr 2019 auf rund 2,4 Millionen Tonnen. Damit stieg diese um mehr als zwei Millionen Tonnen im Vergleich zu 1994 an.

Die Schweinehaltung ist ein wenig rentabler Betriebszweig und das nicht erst seit der Ausbreitung der Schweinepest, die alternative Haltungsformen zudem existentiell bedroht. Derweil ist das Konzept des Discounters Lidl gescheitert (Achtung Bezahlschranke, alternativ hier), welches den Bauern höhere Preise für Schweinefleischprodukte garantieren sollte, allein die Kunden belohnten dies nicht. 

Ein anderer Prozess hingegen hält weiter an, die Rede ist vom »Strukturwandel« in der Landwirtschaft. In den letzten 10 Jahren sank die Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe um 12% auf nur noch 263.500 Betriebe. Wobei wiederum die Zahl der Betriebe, die mehr als 100 Hektar bewirtschaften, gestiegen ist. Das Hamsterrad Landwirtschaft dreht sich also weiter.


Es hat sich in den letzten Wochen einiges an Podcast angesammelt, die ich den Lesern dieses Blogs nicht vorenthalten möchte. Zweimal ist hier auf SWR2 zu verweisen: Zum einen auf eine Diskussionsrunde zum Thema Pflanzenschutz, zum anderen auf ein Zwiegespräch mit dem Wissenschaftler und einem der Gründer der Gruppe Ökologie, Josef H. Reichholf, der attestiert, daß »Umwelt- und Naturschutz teilweise gescheitert (sind)«.

An die traditionellen (konservativen) Wurzeln der Naturschutzbewegung versucht derweil die Kehre anzuknüpfen. Mit offenem Visier sprach Chefredakteur Jonas Schick mit einem Vertreter der Jungen Alternative Brandenburg über die »Ökologische Frage von rechts«:

https://www.youtube.com/watch?v=KmGVH5mAWpA

Wer derweil praxisorientiert ist, dem sei der Discord-Kanal Vortex empfohlen, der sich der Permakultur widmet und unter anderem Ende Januar ein interessantes Gespräch veröffentlichte (Link via Twitter hier).


Auch die Mutterpartei der JA, die AfD, beschäftigte sich bereits intensiver mit ökologischen Fragestellungen. Ende 2019 lud der Bundestagsabgeordnete Peter Felser zu einer Konferenz unter dem Titel »Bodenspekulation stoppen. Bauernland in Bauernhand!«. Geladener Gastredner war Michael Beleites, dessen ideologiefreies Denken ihm nun leider auf die Fuße fällt. Denn der Landwirt Beleites wurde just aus seiner Verbrauchergemeinschaft in Dresden ausgeschlossen (Bezahlschranke), wegen der »falschen« politischen Kontakte. Damit wird seine wirtschaftliche Existenz auf eine harte Probe gestellt. Dabei hat er sich nie politisch, sondern stets zu seinem Fachgebiet Biologie und Landbau geäußert.

Wer sich also mit Beleites als Person und seinem Werk vertraut machen möchte, darf gern seine Netzseite besuchen oder seine Bücher und Artikel lesen. Zur freien Verfügung steht sein Schrift »Leitbild Schweiz oder Kasachstan?«, die sich mit dem Ist-Zustand der mittel- und ostdeutschen Landwirtschaft auseinandersetzt und Lösungsansätze zur Behebung der Strukturprobleme liefert. Auch in der ersten Ausgabe der Kehre ist Beleites mit seinem Beitrag zur »menschengemachten Überhitzung« (hier erhältlich) vertreten. Seine neuesten Bücher wurden derweil vor wenigen Monaten im Manuscriptum Verlag veröffentlicht und können hier bestellt werden.

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Die Kehre ist eine Zeitschrift, die die Ökologie aus einer grundsätzlichen Perspektive betrachtet. Jedes Jahr erscheinen vier Ausgaben, die mal mehr, mal weniger thematisch gebunden sind.

Autor: Max Schmid

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