»Von hieran geht es nur noch abwärts. Wie Sezession-Chefredakteur Götz Kubitschek im ersten Teil seiner Artikelreihe ›Herbst, Empörung, Grundsätze‹ mit der Überschrift ›Wellen‹ hier auf Sezession im Netz treffend konstatierte, ist die mißliche Lage, in der wir uns befinden, das Ergebnis mehrerer zersetzender Schübe: Banken- und Eurorettung als Teil der Finanzkrise des Jahres 2008, die Migration als globale Dynamisierung des Arbeitsmarktes (›Flüchtlingskrise‹), die Corona-Maßnahmen (›Great Reset‹) und nun die Energiekrise, die nachdem die vorigen Wellen ›lediglich‹ die Luft haben dünner werden lassen, nun ans Existentielle gehen könnte.

Der US-amerikanische Blogger Lamprey Milt – offenkundig ein Pseudonym – tritt noch einen Schritt weiter zurück und ordnet in seinem Netzartikel ›Downhill from Apex‹ für das Blog The American Sun die Zuspitzungen der letzten Jahrzehnte als in immer kürzeren Abständen aufeinanderfolgende Kontraktionen einer substantiellen Energiekrise ein«, schrieb ich hier in den ›Netzfundstücken (137) – Presse, Gefälle, Charlesauf Sezession im Netz.

Glücklicherweise hat sich Lektor und Übersetzer Nils Wegner dem Text angenommen und ihn für unseren Kehre-Blog übersetzt. An dieser Stelle gilt auch der American Sun ein großer Dank, für die unkomplizierte Kommunikation und das Einverständnis zur Übersetzung. Für alle Leser, die der englischen Sprache mächtig sind, stattet den US-Amerikanern einen Besuch ab: Es lohnt sich!

THE AMERICAN SUN

Aber genug der einleitenden Sätze, Lamprey Milt hat das Wort.


Autor: Lamprey Milt

Wir neigen zu dem Glauben, daß die herrschende Klasse nicht wüßte, wie die Welt funktioniert. Jedes Mal setzen wir die Leute, die die Sauerei angerichtet haben, wieder in Amt und Würden, um genau die Sauerei zu beseitigen, die sie selbst verursacht haben. Das Geldorchester und seine Dirigenten, die bei BlackRock, der Vanguard Group und der State Street Corporation die Fäden ziehen, verfügen zusammengenommen über 20 Billionen Dollar an Vermögen und werden bis 2030 Anteile an 30 Prozent der weltweiten Wirtschaft halten. Alle drei – zusammen mit denen, in die sie investiert haben – spielen die gleichen Noten E, S und G („Environmental Social Governance“) einer alles umfassenden Energiepolitik. Die Wirtschaft ist ein selbstorganisierendes System, das sich seltsam zu verhalten beginnt, wenn ihm nicht genug billige Energie zur Verfügung steht – kurz gesagt: So fangen Kriege an.

Was wäre, wenn der US-Dollar seit seiner Entkoppelung vom Goldstandard nichts weiter als ein Mittel gewesen sein sollte, um Zeit zu erkaufen, und wir derzeit von einem Modell zu einem anderen hinübergeführt werden? Wie wird dieser Übergang aussehen? Immerhin hat das Mantra „Ihr werdet nichts besitzen, und ihr werdet glücklich sein“ einen konkreten Zusammenhang – aber welchen? Politiker legen Lippenbekenntnisse ab, daß ihnen die Lebensmittelpreise sorgen bereiteten und die Benzinpreise zu hoch für die Abnehmer seien. Der Pöbel konzentriert sich auf die Umlaufgeschwindigkeit des Gelds, auf die das System offenbar sehr stolz ist, statt darauf, damit Wohlstand abzusichern. Die Banken sorgen sich um die Zinsen, die zu niedrig sind, um ihre Investitionsverluste infolge der Inflation angemessen ausgleichen zu können.

Ich habe nicht viel Ahnung vom Thema Ressourcenerschöpfung und wirtschaftlichen Details, aber ich schätze mal, die meisten Probleme in der Welt gehen auf physisches Wachstum in einer endlichen Welt zurück. Der Geologe und Autor Art Berman hat klargestellt: „Die Wirtschaft beruht auf Energie. Geld ist ein Börsenaufruf auf Energie. Schulden sind eine Pfandverschreibung auf zukünftige Energie.“ Sicher, man kann alle Menschen auf der Welt mit einer Armlänge Abstand in den Bundesstaat Rhode Island quetschen oder alle acht Milliarden von uns in einer Besiedelungsdichte wie der von Paris in Texas zusammenpferchen, aber ist es tragfähig, jeden Chinesen auf dem Niveau eines Amerikaners aus der Mittelschicht leben zu lassen? Seien wir ehrlich, anstatt reflexartig anzunehmen, die Erde könne sich schnell genug regenerieren, daß jede Menschenseele das allerneueste Computermodell besitzen kann, in dem Seltene Erden wie Neodym und Cer verbaut sind. Vor nicht allzulanger Zeit kam in einer Familie einmal in der Woche Huhn auf den Tisch. Warum sind indische Gerichte so scharf gewürzt? Um den Geschmack verdorbenen Fleischs zu überdecken. Vor 100 Jahren war die Weltbevölkerung der Landwirtschaft verschrieben, und wer auf einem Hof arbeitete, erlebte meist nicht seinen 60. Geburtstag (in der Dritten Welt ist das noch heute so).

Vielleicht irren wir uns nicht nur in bezug auf die Wirtschaft, sondern in der Annahme, daß unsere Welt unendlich sei, und vielleicht gehen uns gerade tatsächlich die Ressourcen aus? Vielleicht haben die Tausende von Dissertationen und Bücher, die sich im Keller des UN-Hauptquartiers stapeln, doch recht? Momentan wird uns nirgendwo auf der Welt eine politische Lösung geboten, statt dessen stehen wir vor dem Ende des Industriezeitalters, des Friedens, der Globalisierung und des Wohlstands. Wie Henry Kissinger über die Plandemie bemerkt hat: Die weltweite Pandemie wird „die Weltordnung für immer verändern“.

Zerfallende Träume von einer strahlenden Zukunft?

Admiral Rickover, ebenso der Vater der zivilen Nutzung der Kernenergie wie der Mann mit der längsten Dienstzeit im US-Militär, hielt einmal eine Vorlesung über das Verhältnis zwischen fossilen Brennstoffen und dem Wirtschaftswachstum, in der er folgendes feststellte:

Unsere Zivilisation ruht auf einer technologischen Grundlage, die enorme Mengen fossiler Brennstoffe benötigt. Welche Sicherheit haben wir, daß unser Energiebedarf auch weiterhin durch fossile Brennstoffe gestillt werden wird? Auf lange Sicht lautet die Antwort: keine. Die Erde ist endlich. Fossile Brennstoffe sind nicht erneuerbar. In dieser Hinsicht unterscheidet sich unsere Energiegrundlage von denen aller früheren Zivilisationen. Sie hätten ihre Energieversorgung durch sorgfältige Bewirtschaftung aufrechterhalten können. Wir können das nicht. Einmal verbrannte Brennstoffe sind für immer dahin. Brennstoffe sind sogar noch vergänglicher als Metalle. Metalle sind ebenfalls nichterneuerbare Ressourcen, denen die endgültige Erschöpfung droht, doch aus Schrott läßt sich ein wenig zurückgewinnen. Brennstoffe hinterlassen keinen Schrott, und es gibt nichts, was der Mensch tun kann, um erschöpfte Brennstoffvorkommen wiederaufzubauen. Sie wurden vor 500 Millionen Jahren durch Sonnenenergie geschaffen, und es brauchte Ewigkeiten, ehe sie auf ihr gegenwärtiges Volumen angewachsen waren. Im Angesicht der simplen Tatsache, daß die Vorkommen an fossilen Brennstoffen endlich sind, ist die Frage danach, wie lange genau diese Vorkommen noch ausreichen werden, nur in einem einzigen Bezug von Belang: Je länger sie ausreichen, um so mehr Zeit haben wir, um Möglichkeiten zu erfinden, wie wir von erneuerbaren oder anderen Ersatzenergiequellen leben können – und um unsere Wirtschaft an die gravierenden Veränderungen anzupassen, die von einer solchen Umstellung zu erwarten sind.

Ich habe keine Ahnung, ob Rickover ein Angehöriger des Deep state war, ob er der herrschenden Klasse angehörte oder einfach nur ein guter Verkäufer war. Er machte den Eindruck eines ernsten und ehrlichen Manns, und ich würde ihm eher glauben als Klaus Schwab oder der Person, die ihn entlassen hat [gemeint ist der neokonservative Börsenspekulant und US-Marineminister unter Ronald Reagan John Lehman, der Rickover als Hindernis für seine Aufrüstungspläne betrachtete und 1982 dessen Zwangsversetzung in den Ruhestand erwirkte; N.W.]. Seine Anmerkungen reichen auch weiter zurück als alle UN-Doktrinen über Nachhaltigkeit und Klimawandel.

Ölfeld in Baku (ehemals UDSSR, heute Aserbaidschan); die Stadt am Kaspischen Meer war einst Zentrum der aufstrebenden Ölindustrie. Seit dem zweiten Peak der Ölproduktion auf einem Allzeitförderhoch 981.121 Barrel Öl am Tag im Jahr 2010 sank die Förderrate stetig.

Ich habe mit dem Gedanken gespielt, daß die Klimahysterie nur eine Finte sein könnte, um zu verbergen, was tatsächlich auf der Hand liegt. Daß uns die billige Energie und die natürlichen Ressourcen ausgehen und wir den Planeten in einem immer rasanteren Tempo verschmutzen. Der Klimawandel ist viel einfacher zu verkaufen, weil er dieses undeutliche, lauernde Monstrum ist, das kein Ende hat und den Dirigenten echten Geschäfts und Handels daher weniger dringend erscheint. Die Uneindeutigkeit des Ganzen läßt die meisten vernunftbestimmten Geister über den menschengemachten Klimawandel spotten. Es braucht keinen großen Intellekt, um darauf zu kommen, daß in Wirklichkeit die Sonne den Klimawandel bestimmt.

Man erzähle einmal den Massen, daß an diesem und jenem Tag alle Benzinvorräte aufgebraucht seien. Ich möchte mir das darauffolgende Chaos gar nicht vorstellen. Es ist für uns schwierig, die Statistiken und Referenzen zu prüfen, weil die Welterwärmungs- und Klimawandelfanatiker die Fakten ausblenden und multinationale Konzerne die Daten zu ihrem Vorteil frisieren. Ich ganz persönlich kann einfach nicht begreifen, wie die Menschen (eine Tierart), ein Produkt der Erde, in der Lage sein sollten, das Klima eines Planeten zu verändern. Sicher, wir verschmutzen den Planeten, aber die Erde regeneriert sich. Diejenigen, die an den Klimawandel „glauben“, überschätzen und übertreiben den Erfindungsreichtum der Menschen. Als sei der Mensch Gott und könne Gott spielen. Wenn die Erde uns loswerden will, dann wird sie das tun. Das Erdbeben im Indischen Ozean am 26. Dezember 2004 hat nicht nur innerhalb von nicht einmal sieben Stunden mehr als 300.000 Menschen getötet, sondern auch die Erdrotation beeinflußt, die Länge des Tages vermindert, die Form des Planeten verändert und den Nordpol verschoben. Das war nur eine Kostprobe dessen, wozu der Planet imstande ist.

Der Krieg in der Ukraine und nun auch noch die Bauernproteste in den Niederlanden haben mir einige Gedanken dazu eingegeben, wie viel Energie aus Rußland herausströmt und was für eine essentielle Komponente der weltweiten Getreideversorgung die Ukraine mit ihrem Anteil von mehr als zehn Prozent ist.

Nahrung

Wie viele Menschen können auf dieser Erde ernährt werden? Natürlich gibt es auf diese Frage keine einfache Antwort, aber einige Momentaufnahmen sind es wert, festgehalten zu werden. Der Durchschnittsmensch bezieht ungefähr 48 Prozent seiner Kalorien aus Getreide. Im Jahr 2013 umfaßten die weltweiten Getreidereserven rund 330 Millionen Tonnen, womit der globale Verzehr 50 Tage lang gedeckt werden konnte. Weizen, Mais und Reis machen 90 Prozent des Gesamtgetreides aus. Der Weizenertrag stagniert seit 1996. Wenn der Ölpreis auf 200 Dollar pro Barrel steigt, dann treibt das die Getreidepreise auf 150 Prozent ihres jetzigen Niveaus.

Düngung eines Feldes vor der Aussaat im Frühling (Ukraine).

Mit der Inflation und endlos steigenden privaten Ausgaben vor Augen stellt sich die Frage, welche Länder am schwersten betroffen sein werden. Nun, das wird die MENA-Region sein [Middle East and North Africa, also Naher Osten und Nordafrika; N.W.], in der alle Länder zutiefst der „Religion des Friedens“ anhängen. Diese Region hat die gleiche Industrieproduktion wie Finnland, was bei einer Einwohnerzahl von 500 Millionen eine Menge über die zurückgebliebenen Zustände aussagt. Die einzigen beiden Dinge, die diese Gegend über Wasser halten, sind die Entwicklungshilfezahlungen der westlichen Staaten und deren Abhängigkeit vom Öl.

Der Irak importiert etwas mehr als 60 Prozent seines Getreides; bei einem Bevölkerungswachstum von 800.000 Menschen im Jahr benötigt er zur Versorgung jährlich 300.000 Tonnen.

Der Jemen, seit den frühen 1960er Jahren eine völlig hoffnungslose Nation, besteht zum größten Teil aus Wüste und hatte ursprünglich eine Bevölkerung von 5,3 Millionen. Heute sind es 31 Millionen, Tendenz steigend. Ein instabiles Land wie der Jemen, in dem es bereits Probleme mit Mangelernährung gibt und der nichts exportiert, was der Rest der Welt wollen würde, ist ein deutliches Beispiel für ein Pulverfaß, das explodieren wird, sobald die Getreideimporte versiegen. Schöne Grüße an Saudi-Arabien!

Afghanistan hatte eine Bevölkerung von 24 Millionen Menschen, als die USA das Land überfielen. Heute sind es fast 41 Millionen. Nicht schlecht für ein Land, das die letzten zwei Jahrzehnte über einen Dauerkonflikt auf seinem Territorium hatte – bei einem Geburten-zu-Sterbefälle-Verhältnis von 467:1. Ich frage mich, wie die Bevölkerungszahl aussähe, wenn die USA nicht so viel Hilfe in Form von Nahrungsmittelsubventionen leisteten, aber selbst nach dem sowjetischen Einmarsch wuchs die Bevölkerung um zwei Prozent pro Jahr. Unter Idealbedingungen beträgt die Tragfähigkeit des Landes 13 Millionen Menschen. Jetzt, wo die Taliban wieder an der Macht sind und sich ein von den USA zurückgelassenes riesiges Waffenarsenal im Umlauf befindet, gibt es nur einen Weg, um dieses überbevölkerte Land ruhig zu halten: weiterfüttern. Wenn dies nicht geschieht, könnten bis zu 97 Prozent der Bevölkerung unter die Armutsgrenze fallen und ums Überleben kämpfen müssen. Die UNO hat ungefähr 135 Millionen Dollar Hilfsgelder in Afghanistan liegen, aber die dortige Regierung kann nicht auf das Geld zugreifen, weil die von den Taliban geführte Zentralbank nicht über die Infrastruktur verfügt, um US-Dollar in Afghani zu wechseln. Den Preis dafür zahlt unglücklicherweise Pakistan, über dessen löchrige Grenze (wenn man sie überhaupt so nennen möchte) viele strömen.

Dann ist da Ägypten. Ein feindseliger, rückwärtsgewandter, überbevölkerter muslimischer Sumpf, in dem die Mehrheit der Bevölkerung entlang des Nilufers lebt und dort für eine Bevölkerungsdichte von 5000 Menschen pro Quadratmeile sorgt. Im Jahr 1800 lebten in diesem Land nur vier Millionen Menschen; heute sind es mehr als 100 Millionen. Im Mai dieses Jahres sagte der ägyptische Premierminister, das Land verfüge bei einem jährlichen Weizenverzehr von mehr als 20 Millionen Tonnen über Weizenreserven für vier Monate. Die Ägypter verzehren im Jahr zwölf Millionen Brotlaibe, während der Verzehr von Backwaren und aus Weizen zubereiteten Süßigkeiten acht bis zehn Millionen Tonnen im Jahr ausmacht.

Die Statistiken für Nordafrika sehen genauso düster aus. Libyen beispielsweise verfügte unter Gaddafi über einen soliden Sozialstaat, der vorrangig über die Ölförderung finanziert wurde. Das ist heute nicht mehr der Fall, weil die Ölförderung seit seinem viel zu frühen Tod schwächelt und die meisten Mittel des Sozialhaushalts jetzt für Nahrung ausgegeben werden. Die libyschen Ölexporte betrugen zuletzt zwischen 365.000 und 409.000 Barrel pro Tag, ein Rückgang von 865.000 Barrel pro Tag gegenüber den durchschnittlichen Fördermengen unter Gaddafi.

Energiedilemma

Die weltweite Ölförderung hat im Jahr 2005 bei 82 bis 88 Millionen Barrel pro Tag ein Plateau erreicht und soll laut Prognosen noch bis 2024 stabil bleiben. Amerika importiert weiterhin Öl und sichert so ungefähr 40 Prozent seines Verbrauchs. 2021 machten fossile Brennstoffe 79 Prozent des US-Energieverbrauchs aus.

Angesichts einer solchen Plateauphase sollte der Krieg in der Ukraine nicht überraschend kommen, wenn man sich mal einen Moment lang auf etwas anderes als „Globohomo“ konzentriert (ich spiele es nicht herunter, ich merke das nur an). Wenn die Biden-Regierung jetzt die strategischen Reserven anzapft, die auf ihrem niedrigsten Stand seit 35 Jahren sind, dann ist das nichts weiter als ein Heftpflaster für das eklatante Problem der mangelnden Energieautarkie Amerikas, und dennoch haben wir nicht die geringste Ahnung, wie wir eine solche Unabhängigkeit erlangen sollen. Wenn der Ölpreis nicht wieder sinkt, dann wird das – zusammen mit ihrem hinterhältigen Verhalten gegenüber Verbündeten – die USA dazu zwingen, energieautark zu werden. Die Wahrheit ist, daß die [konventionelle; Anm. d. Rd.] Ölförderung in den USA ihren Höhepunkt 1971 erreicht hat und mittlerweile praktisch jedes Land und jedes größere Ölfeld seinen Höhepunkt überschritten hat. Es wird immer schwerer für uns, das Öl zu finden und zu fördern. Neue Ölfelder erreichen früher und schneller ihren Zenit. Die älteste durchgängig betriebene Ölquelle, McClintock Nr. 1, nahm 1861 die Arbeit auf und förderte 50 Barrel am Tag. Heute fördert sie knapp ein Barrel am Tag. Dieses historische Beispiel zeigt auf, wie eine anfangs üppig vorhandene Ressource sich langsam erschöpft. Ein Barrel Rohöl läßt sich in ungefähr 1700 kWh Arbeit umsetzen. Ein menschlicher Arbeiter kann an einem Werktag höchstens ungefähr 0,6 kWh erbringen. Um es noch weiter herunterzubrechen: Es braucht mehr als elf Jahre menschlicher Arbeit, um das gleiche Potential freizusetzen, wie es in einem Barrel Öl steckt. Ist der Normie mit Xanax auf Rezept bereit dazu, ein Leben wie im 19. Jahrhundert zu leben?

Was ist die Alternative zu fossilen Brennstoffen?

Ich möchte deutlich werden und auf dem aufbauen, was bei ourfiniteworld.com dargelegt worden ist:

  1. Ein Krieg, der ausbrach, als die Plandemiebeschränkungen gerade gelockert und Impfpflichten aufgehoben wurden, und zu dem es nicht hätte kommen müssen, treibt die Preise für Lebensmittel und Öl hoch.
  2. Sanktionen, die nicht hätten verhängt werden müssen, fallen den westlichen Ländern auf die Füße und treiben die Preise für Lebensmittel und Öl hoch.
  3. Die westlichen Ländern treiben ihre Ölpreise absichtlich hoch, indem sie in einer Zeit, in der ihre Bürger unter extremem wirtschaftlichen Druck stehen, neue Beschränkungen verhängen und ihre Industrie weiter zurückbauen.

Magisches Denken hat wahrscheinlich fast die Hälfte der Alternativen unseres Lands zu fossilen Brennstoffen erfaßt. Man darf sich hier nicht in den Einzelheiten verzetteln, weil es tausende Artikel zu diesem Thema gibt. Aber wenn wir jeden Stein auf dem Planeten verbrannt haben, bleiben uns nur noch drei Alternativen: Solar-, Wind- und Kernenergie. Obwohl ihre Nutzung mit Billionen gefördert wird, machen Solar- und Windenergie nur 1,8 Prozent der weltweiten Energieversorgung aus, und im Jahr 2050 werden fossile Brennstoffe zwei Drittel der weltweiten Energieversorgung ausmachen. Es gibt weitere Alternativen, etwa Thoriumreaktoren, Biokraftstoffe (mit einer unterm Strich negativen Energiebilanz), Wellenenergie oder die Kohleverflüssigung, die unsere auf 250 Jahre angelegten Kohlereserven von zehn Generationen Dauer auf vier hinunterdrücken würde. Es macht nicht den Anschein, als hätte unsere herrschende Klasse allzugroßes Interesse daran, diese Alternativen zu verbessern, auch wenn China daran arbeitet. Alternativen, die miteinander um Energie konkurrieren, erzeugen eine Feedbackschleife. Man bezeichnet dieses Phänomen als „zurückweichender Horizont“.

Solarpaneele: Man hat mir erklärt, daß die Solarpaneele, die sich auf den Dächern von Gebäuden und Einfamilienhäusern befinden, tatsächlich veraltet und praktisch Geschenke seien. Solarpaneele im Format eines Couchtischs oder kleiner haben mittlerweile den gleichen Ertrag wie solche, die tausende Quadratmeter bedecken. Diese Technologie ist allerdings nicht für die Allgemeinheit freigegeben worden. Warten wir also ab. Um diese Solarpaneele herzustellen, braucht es eine beträchtliche Menge Energie, und die Lebensdauer des durchschnittlichen Solarpaneels ist dürftig. Wir müßten 29 Prozent unserer Landfläche der Solarenergie verschreiben. Man muß dazu auch sagen, daß Solarpaneele ihre unmittelbare Umgebung aufheizen.

Windparks: Fangen wir mit Hochseewindparks an. Haben wir schon vergessen, daß die in Salzwasser stehen? Man muß sich nur einmal den Boden eines beliebigen Motorboots ansehen, das ein paar Jahre zu Wasser gelassen war. Um die Vereinigten Staaten mit Strom zu versorgen, müßten wir 250mal so viel Windenergie ausbeuten wie heutzutage und bräuchten dafür 29 Prozent unserer Landfläche. Wo könnten wir all diese Windräder aufstellen? Hauptsächlich dort, wo wir unsere Nahrung anbauen. Auch die Baukosten und die verlorene Energie bei Windstille müssen eingerechnet werden. Windenergie sollte nicht einmal als Möglichkeit in Betracht gezogen werden.

Atomenergie: Dies ist ganz im Ernst die einzige plausible Alternative, doch ebenfalls eine endliche Ressource. Ein Reaktor vom Typ A1B [für Flugzeugträger der US Navy; N.W.] erzeugt 125 Megawatt an Energie, was genügt, um 25.000 Häuser zu versorgen. Zur Überraschung der NASA läuft die 1977 gestartete Raumsonde „Voyager 1“ noch immer mit der Energie aus drei radiergummigroßen Klumpen Plutonium 238. Doch die Atomenergie wird ihr Stigma wohl niemals mehr ablegen. Allein die Baugenehmigung für einen Reaktor braucht zehn Jahre. Kommt es niemandem seltsam vor, daß der Film Das China-Syndrom genau zwei Wochen vor dem Reaktorunfall im Kernkraftwerk Three Mile Island in die Kinos kam? Ich weiß, nur eine weitere Verschwörung. Kurz nach der Veröffentlichung des Films schwenkte Amerika um und begann damit, Uran zu importieren. Im Jahr 2019 waren es 48,3 Millionen Pfund. Knapp neun Prozent der Gesamtmenge kamen aus den USA, und 91 Prozent stammten aus dem Ausland. Die USA betreiben ihre Kernkraftwerke weiter und ersetzen sie nicht.

Umweltverschmutzung

Ich finde es seltsam, wie selten das Wort „Verschmutzung“ noch benutzt wird. Das Thema Umweltverschmutzung ist aufgesplittert und auf die lange Bank geschoben worden, und das mit gutem Grund. Der durchschnittliche Amerikaner verursacht 1600 Pfund an Müll. Dem statistischen Jahrbuch Chinas zufolge wurden im Land 215 Millionen Tonnen städtischen Hausmülls gesammelt. Zehn Jahre zuvor waren es noch 152 Millionen Tonnen. Zum Vergleich: Die USA erzeugen 292 Millionen Tonnen. 2015 kam es auf einer Mülldeponie in Shenzhen zu einem Erdrutsch, der 73 Menschen tötete. Die in Bewegung geratenen Massen ebneten eine Fläche von 50 Footballfeldern ein. Der Hauptteil des weltweiten Mülls besteht aus Bauschutt und Papier. Die allgemeine Annahme ist, daß man den Müll einfach vergraben kann und er irgendwann einfach verschwindet, weil er den Elementen ausgesetzt ist. Doch das ist ein Irrtum – man kann auf einer Mülldeponie einwandfrei lesbare Zeitungen aus den 1930ern oder prähistorische Schriftrollen von vor 3000 Jahren finden.

Polymere für den allgemeinen Gebrauch gibt es erst seit 70 Jahren. Zwischen 1950 und 2017 sind schätzungsweise 9,2 Milliarden Tonnen Plastik hergestellt worden. Die Hälfte davon wurde ab 2004 produziert. Kunststoffe machen trotzdem nur 20 Prozent des Mülls aus. In Indien gibt es 5000 Fabriken für Plastiktüten. Kenia bringt monatlich 4000 Tonnen Plastikbeutel in Umlauf, ohne daß es dort Recyclingpläne gäbe. Vor nicht einmal 20 Jahren wurde das Essen aus Imbißwagen in südostasiatischen Ländern noch in Bananenblätter eingewickelt, jetzt nutzt man Styroporbehälter und Plastiktüten. Die National Academy of Sciences der USA hat errechnet, daß alle hochseefähigen Schiffe zusammen pro Jahr acht Millionen Pfund Plastik ins Meer einbringen. Ich habe einmal eine Plastiktüte unterhalb der Wasseroberfläche an einem Hafensteg festgebunden, und als ich ein Jahr später zurückkehrte, mußte ich bestürzt feststellen, daß die Tüte noch immer dazu taugte, Lebensmittel in ihr herumzutragen. Polymere stehen auch im Zusammenhang mit Hermaphroditismus. Wenn alle Menschen plötzlich verschwänden, würde die Umwelt allein aufgrund der heute im Umlauf befindlichen Polymere noch jahrtausendelang mit ihrer bleibenden Wirkung zu kämpfen haben. Plastik verrottet nicht; es wird einfach nur in immer kleinere Teile und schließlich zu Staub zerrieben.

Wir nutzen das Meer gleichzeitig als Speisekammer und als Müllkippe. Die Abbauzeiten des Mülls, der in den Ozeanen schwimmt, sind entsetzlich, doch wir schauen weg. Aus den Augen, aus dem Sinn. Das Meer war in den Vereinigten Staaten bis in die 1920er Jahre hinein ein beliebter Ort, um Müll zu entsorgen. Angelschnur braucht 600 Jahre, um zu zerfallen, Windeln 450 Jahre, eine Bierdose 200 Jahre, ein Paar Socken fünf Jahre, und für Glasflaschen kennt niemand die Dauer. Die größten Schmutzfinken sitzen in China und Südostasien – keine Überraschung für jemanden, der schon einmal einen vietnamesischen Strand gesehen hat.

Schlußbemerkung

Ich spiele hier den Advocatus diaboli, weil ich Dutzende von wichtigen Faktoren nicht in diesen kurzen Artikel aufnehmen konnte. Ich habe auch die offensichtlichen Widersprüche von den Telepromptern der Luftmenschen nicht eingerechnet. Doch es lohnt sich, darüber nachzudenken, und ich nehme die jüngsten Berichte der UNO – unter anderem über Versorgungsunsicherheit aufgrund von Düngerknappheit – nicht auf die leichte Schulter. Letztendlich wissen die Mächtigen sehr genau, daß es zu viele unnütze Esser auf dem Planeten gibt, und amerikanische Mischlinge sind nicht gebildet genug, um Elektroautos zu reparieren, komplexe Software für Windräder zu programmieren oder Turbinen für Kernkraftwerke zu fertigen (einer von vielen möglichen Gründen, weshalb wir diese alternativen Energiequellen nicht weiter beachten). Unsere Welt braucht eine Art von Neustart, aber man sollte nicht davon ausgehen, sich wie neugeboren aus der Asche zu erheben. Nehmen wir mal an, Nahrungsmittel und Energie werden zu einem ernsten Sicherheitsfaktor und in Afrika und dem arabischen Halbmond zur Mangelware. Sind Spanien, Italien und Griechenland in der Lage, sich zu verteidigen? Es ist lange her, daß Italien die Schlachtschiffe der Littorio-Klasse gebaut hat, und die anderen beiden Länder haben keinerlei Mittel, um sich gegen eine verzweifelte, verhungernde Masse zur Wehr zu setzen. Wenn die Vereinigten Staaten einen Zusammenbruch ihrer Währung erleben und Sie geglaubt haben, die Grenze sei schon jetzt in einem schlechten Zustand, dann warten Sie mal ab, was nach einer solchen Katastrophe passieren wird.

Die Zeit wird zeigen, wohin sie uns überführen. Sicher ist nur, daß es keinen Weg zurück gibt.

Übernommen mit freundlicher Erlaubnis von theamericansun.com. Übersetzt von Nils Wegner.

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