Sowohl über die verschiedenen Facetten als auch den Auslöser der Umweltkrise wurde in der Kehre bereits viel geschrieben. In Gestalt des Bioregionalismus wurden zudem schon Lösungsansätze aufgegriffen; dieser stellt jedoch nur eine Subkategorie innerhalb eines viel größeren Denkgebäudes dar, der Postwachstumstheorie.

Sondiert man die ökologischen Diskussionen der letzten Jahrzehnte und versucht, die darin vertretenen Positionen in einheitliche Kategorien einzuteilen, können schlußendlich zwei Ansätze voneinander geschieden werden, die »Natur« und Gesellschaft in ein Gleichgewicht zurückzuführen suchen (vorausgesetzt, die Existenz einer Umweltkrise wird anerkannt): auf der einen Seite die obig erwähnte Postwachstumstheorie und auf der anderen Seite die Konzeptionen einer »nachhaltigen Entwicklung« respektive eines »grünen Kapitalismus«. Während erstere – pauschal ausgedrückt – für das Primat der Ökologie eintritt und eine Wachstumsrücknahme fordert, sieht letzterer Ansatz die Möglichkeit, Wirtschaftswachstum und ökologische Schäden voneinander zu entkoppeln.

Die meisten Postwachstumstheoretiker halten es für unabdingbar, eine grundlegende Alternativordnung zu den Industrie- und Konsumgesellschaften westlicher Provenienz zu konzipieren und an ihrer Umsetzung zu arbeiten, wohingegen die Fürsprecher der »nachhaltigen Entwicklung« der progressiven Weltsicht der vorangegangenen Jahrhunderte verhaftet bleiben und den »grünen Fortschritt« als wesentlichen Teil einer vierten industriellen Revolution begreifen, die der Moderne eine gleißende Zukunft bescheren soll.

Wie es für solche Denkfamilien üblich ist, gibt es in ihnen unterschiedlichste Schattierungen und fließende Übergänge: Nicht jeder Postwachstumstheoretiker ist automatisch ein Primitivist und nicht jeder Anhänger der »nachhaltigen Entwicklung« ein Transhumanist. Ungeachtet dessen wird es Sie als aufmerksame Kehre-Leser nicht überraschen, daß wir als konservative Publikation uns in diesem Spannungsfeld eher auf der Seite des Postwachstums wiederfinden.

Klassisch konservative Prinzipien wie Begrenzung, Verzicht und Beständigkeit vertragen sich nicht mit der Auflösung aller Grenzen und Bindungen in einer vierten industriellen Revolution. Und so steht die Kehre 7 ganz im Zeichen des Postwachstums: Philip Stein führt in die »Revolution der Genügsamkeit« ein, der Politikwissenschaftler Benedikt Kaiser unterzieht den vom »grünen Kapitalismus« geprägten »Green New Deal« einer grundsätzlichen Kritik, und der US-amerikanische Journalist Richard Heinberg erklärt im Interview, warum wir auf einen »Peak Everything« zusteuern.

Vor allem aber bedeutet die Thematisierung des Postwachstums den Schritt von der Kritik hin zu einem Lösungsansatz, zu einem Weg aus der menschlichen und ökologischen Krise hin zu einem genuin konservativen Zukunftsentwurf, der sich nicht davor scheut, die Neuordnung zu denken.

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Die Kehre ist eine Zeitschrift, die die Ökologie aus einer grundsätzlichen Perspektive betrachtet. Jedes Jahr erscheinen vier Ausgaben, die mal mehr, mal weniger thematisch gebunden sind.

geb. 1989, ist Chefredakteur der Zeitschrift »Die Kehre«. Studium der Politkwissenschaft sowie der Soziologie und Sozialforschung (M.A.).

2 Comments

  1. Michele Müller 9. Oktober 2021 um 10:42 - Antworten

    Wo kann man das bestellen???

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