Die Kehre nennt sich nicht grundlos »Magazin für Naturschutz«. Denn entgegen anderer, partieller Betrachtungen einzelner Aspekte der Ökologie, wagt die Kehre den Blick aus ganzheitlicher Perspektive. Daher rührt auch das Hervorheben der »Natur« im Gegensatz zu einer einseitigen Betonung der »Umwelt« – so wird der Mensch als Teil der natürlichen Prozesse miteinbezogen.
Überaus interessant sind in diesem Zusammenhang die Auswirkungen der kulturellen Evolution auf den menschlichen Organismus; also die Frage, inwiefern die in einem evolutionären Kontext ungemein rapide ablaufenden Veränderungen der sozialen Organisation, unsere biologische Evolution überholt haben. Anders ausgedrückt: Wie koppelt unsere Fähigkeit zur Ausbildung von hochkomplexen Zivilisationen, mit denen wir teils beabsichtigt teils unbeabsichtigt unsere natürlich Umwelt manipulieren, auf unsere »steinzeitlichen« Körper zurück.
Ein Ergebnis dieser Manipulation ist die Entsteheung von Zivilisationskrankheiten: Seit Beginn der Seßhaftwerdung, des Ackerbaus und der ortsgebundenen Tierhaltung werden die Menschen von ihnen gegeißelt. So erlebten Zahnkrankheiten mit dem Wechsel auf kohlenhydrathaltigere Nahrung durch Getreide einen ungeahnten Anstieg. Die permanente Verfügbarkeit von Zucker dieser Tage ist für diese Entwicklung auch wenig förderlich. So vermelden mehrere Krankenkassen in den letzten Jahren einen Anstieg an Kreidezähnen, die vor allem bei Kindern anzutreffen sind. Kennzeichnend dafür sind gelb oder braun verfärbte Zähne, die porös werden und zerbrechen können.
Doch neben den körperlichen erleben auch die seelisch-geistigen Gebrechen einen Aufschwung. Allgegenwärtig hört und liest man von Depressionen oder dem berühmt-berüchtigten Burnout. Eine entgegengesetzte Form zum Bournout stellt das Boreout-Syndrom dar, die aus der Unterforderung resultierende Langeweile, die dennoch Streß und weiteren psychische Belastungen zur Folge haben kann. Überraschend dürfte diese Erkenntnis sicherlich nicht sein, man denke nur an die Bezeichnung bullshit-jobs, denen David Graeber ein ganzes Buch zu widmen wusste. Zeit zu erkennen, daß eine Berufung eben doch etwas anderes als ein Job ist.
Während die Kehre ganzheitlich betrachtet, fahren andere hingegen weiterhin im „Klimazug“, der einem den Lebensunterhalt sichert und obendrein ein gutes Gewissen verspricht. Ein neueste Stimme aus diesem Zug wurde unlängst in der Frankfurter Rundschau veröffentlicht. Der Artikel beginnt wie folgt:
Zehn Klimavorsätze, die wir in diesem Jahr in die Tat umsetzen müssen, um eine katastrophale Erderwärmung zu verhindern.
Eine weitere Kommentierung erspare ich mir an dieser Stelle.
Mit Jahresbeginn 2021 ist sie nun Wirklichkeit geworden, die CO₂-Steuer. Für Endverbraucher bedeutet das konkret, rund 6 Cent pro Liter Diesel und Benzin mehr zu zahlen. Bis 2025 werden die Preise auf bis zu 15 Cent pro Liter (Diesel) bzw. 13 Cent pro Liter (Benzin) ansteigen.
Alexander Mitsch (CDU) von der »konservativen« Werte-Union kommentierte das via den Kurznachrichtendienst Twitter wie folgt:
Daß die Grünen aktuell noch nicht in der Regierung sind, scheint er derweil vergessen zu haben. Aber bekanntlich braucht, wer den Schaden hat, nicht für den Spott zu sorgen.
Sorgen müssen sich derweil jene, die von dieser Politik am meisten belastet werden. So bleibt die CO₂-Steuer nicht die einzige Änderung für Landwirte. Zusammengefasst: Mehr Ausgaben bei (bestenfalls) gleichbleibenden Einkünften – ein Teufelskreis.
Daß es sich bei der Landwirtschaft um einen der kapitalintensivsten Wirtschaftszweige handelt, ist allerdings nur wenigen bewusst. Mit einem Kapitalbedarf von über 600.000 € pro Erwerbstätigen liegt sie deutlich über der Industrie mit rund 340.000 € pro Arbeitskraft, wobei der Produktionsfaktor »Boden« noch nicht einmal berücksichtigt wird. Doch ein hoher Technisierungsgrad erfordert eben Kapital statt (menschlicher) Arbeitskraft. Diese Zahlen allein verdeutlichen die Wichtigkeit aber auch die Schwierigkeiten des Agrarsektors.
[…] in der dritten Fundgrube (hier) wurde auf Zivilisationskrankheiten verwiesen. Auch jetzt schauen wir wieder auf […]