Das Jahr 2024 begann aufsehenerregend. Die Ampel-Regierung brachte die Landwirte mit ihren Plänen zur Einführung von KFZ-Steuern für landwirtschaftliche Maschinen und der Streichung des »Agrardiesels« gegen sich auf. Mit Großdemonstrationen in Berlin am 8. und 15. Januar, der Blockade von Straßen und Autobahnen brachten die Landwirte ihr Anliegen in die Öffentlichkeit. Ihnen schlossen sich weitere Unzufriedene an: Mittelständische Unternehmer anderer Branchen stellten sich an die Seite der Bauern. Das Magazin Compact zeigt den beispielhaften Weg vom Acker in den Widerstand auf.

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Trotz all der beeindruckenden Bilder und Videos von Demonstrationen, trotz all der Bauernvertreter, die in den bekannten Medienformaten zu Wort kommen durften, muß dennoch erkannt werden, daß die Regierung bisher nicht vollständig von ihren Plänen abgerückt ist. Man verzichtet zwar – vorläufig – auf die Erhebung von KFZ-Steuern, die Subventionierung des Agrardiesels wird jedoch nur bis 2026 aufgeschoben. Die zusätzliche finanzielle Belastung deutscher Landwirte ist also nur eine Frage der Zeit. Auf unserem Blog haben wir die Einsendung eines Bauern veröffentlicht, der uns seinen Alltag schildert und inwieweit die Pläne der Ampel-Koalition ein weiterer Schritt einer seit Jahrzehnten verfehlten Agrarpolitik sind. In der Lagebesprechung, dem Podcast des Bürgernetzwerks Ein Prozent, kommt mit Hubert Mayer ebenfalls ein Landwirt zu Wort.

Über die Entwicklung der Landwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten ist schon viel gesprochen und geschrieben worden. Technisierung, Höfesterben, das Prinzip des »Wachsens oder Weichens« sind nur ein paar Schlagworte, um jene Entwicklung zu umreißen. War diese Entwicklung notwendig? Hätte der Bauernstand in Deutschland nicht viel früher auf die Straße gehen müssen? Und ist die Verklärung der Bauernproteste innerhalb des patriotischen Lagers wirklich angebracht? Diese Fragen stellt sich auch Jörg Dittus, dessen Beitrag hier bei uns auf dem Kehre-Blog zu finden ist.

Ähnliche Überlegungen wie die von Jörg Dittus kommen auch vom Bündnis »Wir haben es satt«, welches seit 2011 jährlich eine Demonstration anläßlich der Grünen Woche durchführt. Das Ziel des Bündnisses ist eine Agrarwende durch das Ende von Massentierhaltung und Agrarindustrie. Zu den Trägern gehören neben biologischer Anbauverbände wie Demeter, Bioland und Naturland auch linke Organisationen wie attac, campact oder Fridays for Future. Etwaige Plakate und Banner, die sich ausdrücklich gegen patriotisch denkende Naturfreunde wenden, sind auf dieser Demonstration keine Seltenheit. Zumindest darin besteht kein Unterschied mehr zum Deutschen Bauernverband, dem es bisher zwar nicht gelungen ist, die Interessen der deutschen Bauern gegenüber der Ampel-Regierung durchzusetzen, der sich aber schon im Voraus von vermeintlich »extremen Randgruppen« distanziert hatte. Das ist angesichts der führenden Funktionärskaste im Deutschen Bauernverband keine Überraschung: Ist es also Zeit für eine eigene Patriotische Bauernschaft?


Daß es um den Schutz von Vogelarten in der BRD schlecht bestellt ist, ist keine neue Erkenntnis. Die durch das CO2-Dogma begründete Energiewende geht mit dem massiven Ausbau von Windkraftanlagen einher. Zu den größten Verlierern des Ausbaus von Windenergie zählen heimische Vogelarten. Der Verein für Landschaftspflege, Artenschutz & Biodiversität e.V. (VLAB) weiß folgendes zu berichten: 

Der Deutsche Bundestag hat in den letzten zwei Jahren auf Anregung und Wunsch der grünen Minister Habeck & Lemke und der Grünen-Bundestagsfraktion verschiedene Gesetzesänderungen und Ergänzungen der Gesetze vorgenommen. Alle diese Maßnahmen hatten das Ziel, die Windkraft zu priorisieren und gehen zu Lasten des Artenschutzes.

Das zeigt sich besonders in der neusten Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes. Statt bisher 35 sind zukünftig nur noch 15 Brutvogelarten bei der Errichtung von Windkraftanlagen zu berücksichtigen. Zu den Vögeln, auf die zukünftig keine Rücksicht mehr genommen werden muß, zählen Schwarzstörche, Großtrappen oder Bekassinen. Viele davon sind vor dem Aussterben bedroht. Es handelt sich bei solchen Vögeln oft um Bewohner der über Jahrhunderte geschaffenen Kulturlandschaft. Diese ist in den vergangenen Jahrzehnten der Industrialisierung der Landwirtschaft durch Flurbereinigungsmaßnahmen und den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel ausgeräumt und verseucht worden. Den Todesstoß setzt nun der Windkraftwahn. In Ausgabe 14 hat sich die Kehre mit dem Thema Kulturlandschaft auseinandergesetzt, sie ist hier (noch) verfügbar.


Bleiben wir im Bereich der Energieversorgung. Denn neben dem Fokus auf erneuerbare Energien ist die grüne Politik auch maßgeblich durch die Ablehnung von Atomenergie gekennzeichnet. Im Gegensatz dazu wird die Kernenergie im patriotischen Lager als ein Allheilmittel gesehen. Doch Vorsicht ist geboten. Viele Bauprojekte für Kernenergie entwickeln sich zu Dauerbaustellen. Mit langen Bauzeiten gehen gleichzeitig hohe Investitionskosten einher. So stehen acht der zehn teuersten Gebäude weltweit im Zusammenhang mit Atomenergie, wobei deren durchschnittlicher Investitionswert 20 Milliarden Dollar beträgt. Wie nun bekannt wurde, steigen die Baukosten des Kernkraftwerkes »Hinkley Point C« auf 40 Milliarden Euro. Damit werden die ursprünglich geplanten Baukosten um ein Drittel überschritten. Zudem verschiebt sich der Netzanschluß um mindestens weitere vier Jahre.

Wirft man einen Blick auf die Ist-Situation, so verspricht die Kernenergie mehr als sie bisher einhält. Die russischen Brüter BN-600 und BN-800 weisen beide einen negativen EROI-Wert auf, kurz: Sie benötigen für die Herstellung mehr Energie, als aus ihrem Betrieb gewonnen wird. Zusätzlich ist atomare Energie bisher nur in elektrischer Form denkbar. Ein Ersatz für die jährlich verbrauchten Mengen an Öl, Kohle und Gas steht noch immer aus. Der Gesamtanteil der Atomenergie am weltweiten Primärenergieverbrauch im Jahr 2019 von 581 Exajoule (zehn hoch 18) betrug kaum 4,5 Prozent. Bereits dafür war der Betrieb von 443 Kernkraftwerken notwendig. Wollte man die aus der Kohle gewonnene Primärenergie durch Atomenergie ersetzen, so »müßte(n) weltweit fast 4000, in Deutschland 100 und selbst in China […] noch 500 Reaktoren der 1600-MWh-Klasse« zugebaut werden, wie Thomas Hoof in der Sommerausgabe 2018 der Tumult vorrechnete.

Kehre-Chefredakteur Jonas Schick hat bereits vor zwei Jahren in der Sezession auf die Probleme der Kernenergie aufmerksam gemacht. Sein Artikel findet sich hier. Wer etwas für die Ohren braucht, dem empfehle ich die dazugehörige Folge des hauseigenen KehreCast mit dem Episodentitel »Atomstaat?«.

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Zu guter Letzt möchte ich noch darauf hinweisen, daß bisher noch kein Wort über Endlager oder die Gewinnung radioaktiven Materials gefallen ist. Die neuen kernenergetischen Systeme versprechen Abhilfe beim Atommüll zu schaffen, wir haben es hier jedoch noch immer mit nicht im Betrieb befindlichen Apparaturen zu tun: Es bleibt also reine Spekulation. Ein gern ausgeblendetes Problem in bezug auf die Kernenergie ist zudem die Frage nach der Herkunft radioaktiver Stoffe. Auch deren Vorkommen sind begrenzt, zumal auf deutschem Boden. Eine energetische Unabhängigkeit existiert auch hier nicht. Als größte Belastung sind diejenigen der Umwelt zu betrachten, die Michael Beleites schon vor Jahrzehnten nachzeichnete, als er sich mit den Verheerungen des Uranabbaus der DDR beschäftigte.

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Die Kehre ist eine Zeitschrift, die die Ökologie aus einer grundsätzlichen Perspektive betrachtet. Jedes Jahr erscheinen vier Ausgaben, die mal mehr, mal weniger thematisch gebunden sind.

Autor: Max Schmid

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